Foto des historischen Viertels Plönlein in Rothenburg ob der Tauber mit Blick auf den Siebesturm, dem Brunnen und dem Kobolzeller Turm.

Eindrücke vom Set aus Rothenburg ob der Tauber – ein Gespräch

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Ein Gespräch mit Robert Nehr, Rothenburg Tourismus Service

Hallo Herr Nehr, vielen Dank, dass Sie sich den Fragen der Kohlrabenschwarz-Fans stellen.

Robert Nehr: Ich antworte mal stellvertretend im Namen des Rothenburg Tourismus Service, weil meine Kollegin Frau Weisbrod und ich das Projekt sehr intensiv begleitet haben.

Als die erste Anfrage von Seiten des Produktionsteams von Kohlrabenschwarz kam, was waren da Ihre spontanen Gedanken?

RN: Uns sagte die Hörspiel-Reihe zunächst nichts. Wir haben dann ein bisschen recherchiert und im ersten Gespräch schon viel mitgenommen, um was es bei Kohlrabenschwarz geht. Uns hat als Stadt Rothenburg ob der Tauber der märchenhafte Aspekt an Kohlrabenschwarz sofort fasziniert. Das passt zu vielen Dingen, die wir in der Stadt an Veranstaltungen etablieren: der Rothenburger Märchenzauber und Märchenwald im November hatten sich über die letzten zehn Jahre bei der Bevölkerung und bei Gästen großer Beliebtheit erfreut.

Wie wurden die Drehorte ausgesucht? Hatte das Team feste Vorstellungen oder ergab sich alles während einer Stadtführung? Welche Orte haben Sie gezeigt  und welche wurden dann ausgewählt?

RN: Nach dem ersten Anruf von Produktionsleiter Rolf Seyfried gab vier Begehungen, zunächst mit einem kleinen Team. Danach mit dem Regisseur Erik Haffner. Danach folgte das große Team mit Requisite sowie Kameramännern und schließlich folgte noch eine Begehung mit den Logistikern der Crew von Bumm Film zwecks der Parkplätze für die Ausstattung.
Die Vorgaben zu den gewünschten Szenen waren sehr präzise formuliert und zum Glück haben wir in der historisch gut erhaltenen Stadt Rothenburg ob der Tauber mit ihrer Stadtmauer und den Gewölben viele passende Motive – wir konnten eigentlich immer noch einen draufsetzen, wenn es sich dann vor Ort herauskristallisiert, was genau gebraucht wird.
Eine lange Steintreppe im Gewölbe war so zum Beispiel schlussendlich in den Kasematten der Kirche St. Wolfgang ideal. Diese in die Stadtmauer integrierte Kirche stand am Anfang gar nicht auf der Liste. Gedreht wurde zudem im RothenburgMuseum in der historischen Klosterküche des einstigen Dominikanerinnenklosters – der ältesten in Deutschland. Hier war der Boden besonders attraktive. In der auch sonst frei begehbaren Spitaltorbastei im Süden der Altstadt hat das Team ideale Bedingungen vorgefunden – auch hier war erst gar nicht angedacht dort zu drehen. Das ergab sich beim ersten Stadtrundgang mit dem Regisseur und dem Team.
Zudem wurden Außenszenen im Spital von Rothenburg, an der Kirchgasse und am Kobolzeller Tor gedreht. Zu den Herausforderungen der Außendrehs in einer bewohnten und belebten Altstadt komme ich dann.

Wie waren ihre Eindrücke von den Dreharbeiten?

RN: In zwei Worten: professionell und respektvoll. Wie bereits oben angedeutet: es ist nicht einfach mitten in einer belebten Altstadt mit einem vollen Produktionsteam zu agieren. Aber es gab wirklich von Beginn an eine offene Kommunikation mit der Bevölkerung hier in Rothenburg, den Anwohnern und den Menschen in der Gastronomie. Da gab es nur positive Rückmeldungen. Die Zusammenarbeit mit dem historischen Verein „Der Meistertrunk“ hat ihr Übriges dazu getan, dass unser Tenor lautet: das Team von kohlrabenschwarz darf gern wiederkommen, wenn eine zweite Staffel ansteht. Es wurden ja auch Komparsen aus Rothenburg integriert. Für einige Rothenburger sicher eine tolle Erfahrung! Die Sets sahen beeindrucken aus, in einer Stadt wie Rothenburg nochmal das gewisse Etwas an historischem Touch draufzulegen machte aber glaube ich auch den Szenenbildnern ab einem gewissen Punkt Spaß – das hat man dann vor Ort auch gemerkt.

Wie war denn die Arbeitsathmosphäre, bzw. wie lief die Kommunikation mit den Verantwortlichen der Stadt Rothenburg?

RN: Wie bereits angedeutet: das war sehr vertrauensvoll und ohne große Überraschungen. Wir haben uns weitgehend zurückgehalten, sobald das Team hier vor Ort war. Bei Problemen waren wir stets greifbar, am Set nur sehr vereinzelt, um zu sehen ob alles passt. Das Team von Kohlrabenschwarz haben wir als sympathische und engagierte Truppe mit viel Liebe zum Detail in Erinnerung behalten. Mit einigen – wie den Motivaufnahmeleitern Michael von Hohenberg und Florian Erhard – stehen wir noch heute regelmäßig in Kontakt. Mit all den Verkehrsabsperrungen in der Altstadt hatten wir da ein sehr enges Verhältnis aufgebaut und speziell hier muss ich sagen: großen Respekt vor der Leistung der gesamten Crew.

Ist die Stadt Rothenburg mit dem Ablauf der Vorproduktion und der Dreharbeiten zufrieden gewesen?

RN: Ich glaube aus meinen vorherigen Antworten lässt sich heraushören: durchaus. Das gilt auch für alle anderen Beteiligten hier in Rothenburg, das Team war überall super beliebt. An dieser Stelle liebe Grüße an das gesamte Team der Produktion.

Wie gefiel Ihnen denn die fertige Serie „Kohlrabenschwarz“?

RN: Ich kannte die Hörspielreihe wie gesagt zuvor nicht und hatte somit auch keine (Vor)Erwartungen an die Serie: Ich finde, das ist eine super spannende Kombination. Der Krimiaspekt in der Jetztzeit ist mir zu TV-konventionell geraten. Die Ausflüge in die (bayerische) Märchenwelt und Mystik finde ich sehr gelungen – vor allem auch wegen der tollen Ausstattung und Sets. Das ist atmosphärisch hervorragend gelungen. Vielleicht bin ich da aber auch einfach nur Rothenburg-geprägt.

Zu guter Letzt noch eine Nerd-Frage: Welche ist die berühmteste Ansicht von Rothenburg und warum ist es der Dorfkern aus dem Computerspiel Monkey Island?

RN: Sie meinen das Plönlein. Mêlée Island ist im Kultspiel ja wirklich 1:1 diesem Platz nachempfunden. Mit den zwei Türmen links und rechts und dem Fachwerkhäuschen in der Mitte ist das eben sehr pittoresk geraten: „Typisch Mittelalter in Europa“ dachten sich ja nicht nur die Monkey-Island-Macher, sondern auch die Zeichner von Walt Disney: im originalen Pinocchio lebt Geppetto am Plönlein. Die Kohlrabenschwarz-Crew kennt die Ecke ja auch ganz gut. Am Turm rechts unten im Bild wurde einen Tag lang gedreht: das ist das Kobolzeller Tor!

Vielen Dank für das Gespräch.

Ihr seht, Rothenburg ob der Tauber ist eine Reise wert. Nicht nur für Kohlrabenschwarz-Fans.

Das Interview haben wir per Email geführt.

Fotos: Robert Nehr, Titelbild Rothenburg Tourismus Service