Illustration von Timo Grubing, die die Perchta zeigt.

Perchta

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Bercht wird sie auch genannt, oder Berchta, Pertica und Perchtiga. Manche Forschende stellen die Perchta in eine Linie mit Frigg, der Gattin des nordischen Gottes Odin, und Frau Holle aus den grimm’schen Hausmärchen. Diese direkte Kombination ist nicht wissenschaftlich belegbar, aber die Ähnlichkeiten dieser drei herausragenden Figuren der Märchen- und Sagenwelt sind mindestens augenfällig. Nach einer verbreiteten – aber nicht bewiesenen – Hypothese entwickelte sich aus Friggs Beinahmen Hulla („Huldvolle“), die Märchengestalt der Frau Hulda; der Frau Holle. Die Sagengestalt Frau Perchta oder „die Percht“ findet sich sowohl in der germanischen als auch in der slawischen Volksmythologie und ihre bestrafende und belohnende Funktion wird als ein Argument für eine Verwandtschaft zum Frau-Holle-Mythus genannt.

Perchten in der Kultur

Die Perchta, wie wir sie heute beim sogenannten „Perchtenspringen“ im Alpenraum sehen, hat zumindest äußerlich nichts mit Göttergestalten oder Frau Holle aus den Märchen gemein. Hässliche Fratzen, einer Hexendarstellung mit teuflisch-dämonischen Anwandlungen gleich, grotesk verzerrte Münder mit spitzen Zähnen und langen Zungen, dazu verfilztes Haar, Warzen und aufgerissene Augen – so springen uns die Perchta-Darstellungen entgegen und schütteln dabei die Ketten, die sie an Hals, Körper und Armen tragen.

Verbindungen zu Frau Holle

Andere Darstellungen zeigen eine sog. „Schiachpercht“ auf der Kopf-Vorderseite und eine „Schön-Percht“ am Hinterkopf (oder umgekehrt). Mancher hat darin einen Rest der „Goldmarie“ und der „Pechmarie“ vermutet, die von Frau Holle belohnt beziehungsweise bestraft werden. Selbige belohnt Fleiß und gute Taten mit Münzen, die plötzlich am Brunnen auftauchen. Dort unten – oder in stillen Gewässern wie Teichen oder Tümpel – hütet sie auch die ungeborenen sowie die ungetauft verstorbenen Kinder, bzw. deren Seelen.

Bestraferfigur Perchta

Von der Perchta berichtet man letzteres nicht, jedoch dass sie strafen und belohnen kann, ist weit verbreitet. In den meisten Geschichten ist allerdings von Bestrafungen die Rede, was an der Verwendung im Sinne der „Schwarzen Pädagogik“ liegen mag, die Kinder durch grausame Beschreibungen und kaum versteckte Drohungen „(…sonst holt dich die Percht!“) zum „brav sein“ anleiten wollte.

Oft straft sie Faulheit und andere Sünden. Albträume soll sie ebenfalls verursachen, was wiederum in Richtung des Albs oder Alps weist, der sich Nachts auf die Brust setzt und so das „Alpdrücken“ verursacht. Doch auch von anderen, grausamen Strafen wird erzählt, wie zum Beispiel das Aufschlitzen des Bauches, der anschließend mit Steinen gefüllt wird. So wird das Opfer dann im Brunnen versenkt – letzteres ist abermals ein bekanntes Attribut der Frau Holle. Sogar der Atem der Perchta ist tödlich. „Glücklich schätzt sich, wer davon nur für immer erblindet“, heißt es in einer Handschrift aus dem Kloster Freising (ca. 1750 n. Chr.).

Illustration von Timo Grubing: grausige Perchten-Masken
Illustration von Timo Grubing: grausige Perchten-Masken

Knecht Ruprecht

Eine weitere Verwandtschaft legt die Ähnlichkeit (unter Berücksichtigung der Lautverschiebung) der Namen „Percht“ und „Ruprecht“ nahe und in der Tat teilen sich die beiden auch den ungewöhnlichen Wesenszug von „Strafe und Belohnung“, was sie von den anderen, mannigfaltig vorkommenden, reinen Schreckensgestalten abhebt.

In Kohlrabenschwarz haben die Serienschaffenden abermals die unterschiedlichen Ausprägungen dieser sehr vielseitigen Figur verbunden. Die Perchta bestraft einen Polizisten, der den geheimen Wohnort einer bedrohten Politikerin und ihrer Familie weitergibt, um diese weiterhin mit Schmähungen und Morddrohungen zu überziehen. Als beherrschende Aspekte haben sie Wasser, Ketten und die Alpträume durch physische Berührung herausgestellt.

Der besondere Aspekt der Perchta, auch „Gutes zu geben“ wurde von den Serienschaffenden ambivalent platziert: Die Perchta zeigt Schwab in einer Vision die Zukunft. Doch in dieser Vision würgt er seinen Freund Franz und dieser erklärt keuchend, es sei „alles ganz anders“. Dies ist eine Warnung für Schwab, dass Franz ihm etwas verheimlicht. Doch Schwab kann das zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschlüsseln und auch wir Zuschauenden erfahren erst ganz am Ende von Staffel 1, welches Geheimnis der Pfarrer hütet. Folgerichtig erkennt die Perchta auch den „sündigen Lügner“ in Franz und trachtet danach, ihn zu bestrafen.

Bilder: Timo Grubing