Schneewittchen

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Die böse Königin beneidet das schöne Schneewittchen

An einem Wintertag sitzt eine Königin am Fenster, das einen schwarzen Rahmen aus Ebenholz hat, und näht. Versehentlich sticht sie sich mit der Nähnadel in den Finger. Als sie drei Blutstropfen in den Schnee fallen sieht, denkt sie: „Hätt’ ich ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen!“ Ihr Wunsch erfüllt sich, und sie bekommt eine Tochter, die Schneewittchen genannt wird, weil sie helle Haut, rote Wangen und schwarze Haare hat. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin.

Frühe Versionen des Märchens

Während in der Ausgabe von 1812 noch die Königin und Mutter die böse Figur im Märchen ist, ist in der Ausgabe von 1857 die neue Gemahlin des Königs als Stiefmutter die böse Figur im Märchen. Diese ist sehr schön und ebenso eitel. Sie kann es nicht ertragen, an Schönheit übertroffen zu werden. Als Schneewittchen sieben Jahre alt ist, nennt der sprechende und allwissende Spiegel der Königin Schneewittchen und nicht sie als die Schönste im ganzen Land. Von Neid geplagt, beauftragt die Stiefmutter einen Jäger, das Kind im Wald umzubringen und ihr zum Beweis dessen Lunge und Leber zu bringen. Doch der Mann lässt das flehende Mädchen laufen und bringt der Königin Lunge und Leber eines Frischlings, die diese im Glauben, es seien Schneewittchens, kochen lässt und verspeist. Dies ist die Version von 1857.

Version von 1812

In der Version von 1812 steht: Und bald darauf bekam sie ein Töchterlein, so weiß wie der Schnee, so roth wie das Blut, und so schwarz wie Ebenholz, und darum ward es das Sneewittchen genannt. Die Königin war die schönste im ganzen Land, und gar stolz auf ihre Schönheit. Sie hatte auch einen Spiegel, vor den trat sie alle Morgen und fragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand: wer ist die schönste Frau in dem ganzen Land?“ da sprach das Spieglein allzeit: „Ihr, Frau Königin, seyd die schönste Frau im Land.“ Und da wußte sie gewiß, daß niemand schöner auf der Welt war. Sneewittchen aber wuchs heran, und als es sieben Jahr alt war, war es so schön, daß es selbst die Königin an Schönheit übertraf, und als diese ihren Spiegel fragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand: wer ist die schönste Frau in dem ganzen Land?“ sagte der Spiegel: „Frau Königin, Ihr seyd die schönste hier, aber Sneewittchen ist noch tausendmal schöner als Ihr!“ Wie die Königin den Spiegel so sprechen hörte, ward sie blaß vor Neid, und von Stund an haßte sie das Sneewittchen, und wenn sie es ansah, und gedacht, daß durch seine Schuld sie nicht mehr die schönste auf der Welt sey, kehrte sich ihr das Herz herum. Da ließ ihr der Neid keine Ruhe, und sie rief einen Jäger und sagte zu ihm: „führ das Sneewittchen hinaus in den Wald an einen weiten abgelegenen Ort, da stichs todt, und zum Wahrzeichen bring mir seine Lunge und seine Leber mit, die will ich mit Salz kochen und essen.“

In der Version von 1812 wollte die Mutter ihr Kind umbringen lassen.

Schneewittchen und die sieben Zwerge

Schneewittchen flüchtet in den Wald. Es kommt zu einem Häuschen, in dem ein Tisch für sieben Personen gedeckt ist, und nimmt sich von jedem Platz ein wenig zu essen und zu trinken. Dann probiert es die Betten aus, bis es ein passendes gefunden hat, und schläft ein. Als es dunkel ist, kommen die Hausbewohner, sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz gegraben haben, heim. Sie bemerken erstaunt, dass jemand ihre Sachen angerührt hat. Im Bett des siebten Zwerges finden sie das schlafende Kind und sind hingerissen von dessen Schönheit. Am nächsten Morgen erklärt Schneewittchen ihnen seine Lage, und es darf im Haus wohnen bleiben, wenn es die Hausarbeiten verrichtet. Schneewittchen willigt ein und ist nun tagsüber immer alleine, weswegen die Zwerge das Mädchen vor der Stiefmutter warnen und es ermahnen, niemanden hereinzulassen.

Die Königin vergiftet Schneewittchen

Währenddessen befragt die böse Königin ihren Spiegel ein weiteres Mal nach der schönsten Frau im Königreich. Er verrät ihr, dass Schneewittchen noch am Leben ist und sich hinter den sieben Bergen im Haus der sieben Zwerge versteckt.

Dreimal verkleidet sich nun die Königin als Händlerin und bietet dem Mädchen unerkannt Waren an, mittels derer sie ihm das Leben nehmen will: Einen Schnürriemen zurrt sie so eng, dass Schneewittchen zu ersticken droht, einen Haarkamm und schließlich die rote Hälfte eines Apfels präpariert sie mit Gift. Jedes Mal lässt sich Schneewittchen täuschen und von den schönen Dingen betören, sodass es sie annimmt und wie tot hinfällt. Die ersten beiden Male können die Zwerge Schneewittchen ins Leben zurückholen, indem sie Riemen und Kamm entfernen. Beim dritten Mal finden sie die Ursache nicht und halten das Mädchen für tot.

Weil es so schön ist, legen sie es in einen gläsernen, mit Schneewittchens Namen und Titel beschrifteten Sarg, in dem es aussieht, als schliefe es nur. Sie stellen den Sarg auf einen Berg, wo auch die Tiere des Waldes das Mädchen betrauern und es immer von einem der Zwerge bewacht wird. Die böse Königin erhält von ihrem Spiegel die Auskunft, dass nun sie „die Schönste“ sei.

Schneewittchens Erlösung und der Tod der Königin

Schneewittchen liegt sehr lange Zeit in dem Sarg und bleibt schön wie eh und je. Eines Tages reitet ein Königssohn vorüber und verliebt sich in die scheinbar tote Prinzessin. Er bittet die Zwerge, ihm den Sarg mit der schönen Königstochter zu überlassen, da er nicht mehr ohne ihren Anblick leben könne. Aus Mitleid geben die Zwerge ihm schweren Herzens Schneewittchen. Doch als der Sarg auf sein Schloss getragen wird, stolpert einer der Diener, und der Sarg fällt zu Boden. Durch den Aufprall rutscht das giftige Apfelstück aus Schneewittchens Hals. Sie erwacht, und der Prinz und Schneewittchen halten Hochzeit, zu der auch die böse Königin eingeladen wird. Voller Neugier, wer denn die junge Königin sei, von deren Schönheit ihr der Spiegel berichtet hat, erscheint sie, erkennt Schneewittchen und muss zur Strafe für ihre Taten in rotglühenden Eisenpantoffeln so lange tanzen, bis sie tot zusammenbricht.

Variationen

Mündliche Überlieferungen sind schon früh in fast allen Völkern Europas nachweisbar. Die „sieben Zwerge“ gehören zu einer hessischen Variante. Es waren oft sieben Räuber, aber auch Drachen oder Riesen. Besonders verbreitet war das Märchen in Italien; dort fallen die Blutstropfen etwa auf Marmor oder Käse.

Das Motiv, den Mord am eigenen Kind in der Wildnis in Auftrag zu geben und zum Beweis Organe zu verlangen, woraufhin der angeheuerte Mörder stattdessen Tiere tötet, taucht auch in Tausendundeine Nacht (224. Nacht) auf. In Sonne, Mond und Thalia schlachtet der Koch ein Tier und nicht, wie von der eifersüchtigen Königin dem Koch befohlen, die beiden vom König gezeugten Zwillinge einer Nebenbuhlerin.

Text: Wikipedia

Schneewittchen in Kohlrabenschwarz

Eine ältere Version der Sage mit dem Titel „Richilde“ wird zur im Hörspiel zur Realität, als Stiefmütter versuchen, „Schneewittchens“ im Wald auszusetzen und zu vergiften. Der magische Spiegel aus der Geschichte ist nach Erdmanns Informationen eines der mächtigsten Artefakte aller Zeiten.

Die Sage von Richilde

Gunderich der Pfaffenfreund, Graf von Brabant und seine Frau sind kinderlos. Albertus Magnus aber macht der Frau Hoffnung, sie bekommt ein schönes Töchterlein, Richilde. Er fertigt noch einen Spiegel, der Richilde jede Frage beantworten wird. Den erhält sie 15-jährig von der sterbenden Mutter. Bald ist sie von Freiern und Schmeichlern umgeben. Der Spiegel bestätigt, sie ist die Schönste. Gedrängt, endlich zu heiraten, lässt sie sich den schönsten Mann zeigen, Graf Gombald. Zu spät hört sie, dass er verheiratet ist. Er steckt seine schwangere Frau ins Kloster und lebt lustvoll mit Richilde. Dann plagt ihn das Gewissen, er fährt gen Jerusalem und stirbt. Richilde fragt den Spiegel, ob sie noch die Schönste ist, und sieht mit Schrecken statt ihres eigenen Gesichts das von Stieftochter Blanka, deren Mutter im Kloster starb. Der Hofarzt muss erst einen Granatapfel, dann eine Seife, zuletzt einen Brief für Blanka vergiften. Doch benutzt er nur ein Narkotikum. Blanka erwacht ein ums andere Mal in der Gruft, wo die Zwerge den Sarg bewachen. Das dritte Mal kommt Gottfried von Ardenne, auf dem Rückweg von einer Wallfahrt um der Seele seines Vaters willen, mit seiner Reliquie dazu. Er führt Blanka heim und lockt zur Hochzeit Richilde dazu. Die spricht sich ihr Urteil, in Eisenschuhen zu tanzen.

Historische Hintergründe

„Um die Zeit der Kreuzzüge“ soll der Graf von Brabant gelebt haben. Albertus Magnus war ein bekannter Gelehrter. Der vergiftete Granatapfel wird mit dem „Unglücksapfel aus dem Paradies“ und dem „Apfel aus dem Garten der Hesperiden“ verglichen.

Laut Harlinda Lox hat Richilde auf Grimms Schneewittchen erheblich eingewirkt. Richilde ist der erste richtige Beleg eines Schneewittchen-Märchens, wobei im Mittelpunkt die Stiefmutter steht, ihre Vorgeschichte füllt etwa die erste Texthälfte.

Text: Wikipedia
Bild: Wikipedia